P. Rumiz
“Maps aren't
necessary to orient yourself,
but to dream about the voyage
on the months before the departure”

Die Osterbräuche im Kanaltal

Im Kanaltal beginnt das Osterfest am Palmsonntag, dem Tag der Segnung des Palmbusches/Prajtl, einem “Palmstrauß”, der durch die Segnung Schutzkräfte für Menschen, Dinge und Vieh entfaltet. Deshalb wird er dann auch zwischen die Deckenbalken gehängt, um vor Bränden zu schützen oder für eine reiche Ernte aufs Feld gepflanzt oder zerbröselt und ins Viehfutter gemischt, um die Gesundheit der Tiere zu schützen. Den Zeitraum zwischen dem Gottesdienst am Donnerstag und dem Gottesdienst am Karsamstag kennzeichnen die dumpfen und krächzenden Laute der Ratschen der Dorfkinder. Früher sagte man, dass die Kirchglocken in diesen Tagen “nach Rom flogen” und durch die Ratschen ersetzt würden, welche dann die Zeit anzeigten und die Gläubigen aufforderten zum Gottesdienst zu gehen.
In einigen Kirchen im Tal, San Leopoldo, Malborghetto, Ugovizza, Valbruna, Camporosso und Fusine werden von Kunsthandwerkern Heilige Grabstätten aufgestellt. Die Holzkulissen werden mit Motiven der klassischen Ikonographie, römischen Soldaten, betenden Engeln, dem Laib des Christus und Szenen der Kreuzigung bemalt; in einer Nische im Hintergrund wird die Monstranz aufbewahrt. In den meisten Fällen wird die Heilige Grabstätte von der freiwilligen Feuerwehr bewacht. Am Karsamstag wird der Korb mit der Ostermahlzeit gesegnet: Merrettich, gekochter Schinken mit Brot, Reinling, Shartl, die traditionellen Süßspeisen des Kanaltals und vieles mehr. Danach folgt die Segnung mit dem Osterfeuer und mit dem Wasser aus der Taufquelle. Am Ende der Liturgie sammeln die Gläubigen die glühenden Kohle des gesegneten Feuers in einer Schale. Diese wird in die zu diesem Anlass gereinigten Öfen gelegt um ein neues Feuer zu entfachen, dessen Wärme den Segen im ganzen Haus verteilt. In Malborghetto wird die glühende Kohle von den Kindern in die Häuser getragen.

 

Foto: Max Maraldo (Archivio Palazzo Veneziano).