Die Krampusse sind teuflische Wesen, Sylvestergeister und Ahnengeister und stammen aus antiken heidnischen Kulten, die vom Christentum in etwas zahmere Wesen in Begleitung des Hl. Nikolaus, dem ersten Überbringer der Geschenke, umgewandelt wurden. Dieser Heilige hat im Kanaltal die Aufgabe, die teuflischen Begleiter im Schach zu halten und die jungen Zuschauer zu belohnen oder zu bestrafen, wobei ihn seine dämonischen Helfer unterstützen, indem sie die Hinweise und Warnungen des Heiligen untermauern. In verschiedenen Dörfern des Tals wird dieses Ritual auf klassische Weise gefeiert und der Hl. Nikolaus und die Krampusse ziehen von Haus zu Haus. In anderen Ortschaften findet dieses ...

Der Winter ist auch die Zeit der „Questue“, der Almosensammlung, und die erste findet in Ugovizza statt; Protagonisten sind alle die im Laufe des Jahres volljährig geworden sind. Dieser uralte Brauch findet am 27. Dezember statt und ist unter dem Namen “Brina oder “Sciapa” bekannt. Bei diesem Anlass stellen sich die jungen Erwachsenen der Gemeinschaft vor und pilgern von Haus zu Haus um allen ein frohes neues Jahr zu wünschen. Diese Segenswünsche sind weder banal noch improvisiert. Die jungen Erwachsenen tragen bei ihrem Besuch einen mit antiken Symbolen geschmückten Weißtannenzweig, die “brina” oder “sciapa”. Jedes Symbol hat eine besondere Bedeutung: ...

Kleine Gruppen von Kinder ziehen von früh Morgens bis Mittags durch die Straßen des Dorfes auf der Suche nach Erwachsenen, die sie mit einem kleinen Tannenzweig symbolisch segnen. Diese Geste wird von einem Kinderreim begleitet, der üblicherweise in den lokalen Sprachvarianten (Slowenisch und Deutsch) aufgesagt wird. Den Text kann man folgendermaßen zusammenfassen: Wir wünschen Dir so viele Jahre Gesundheit und Freude, wie Nadeln auf diesem Zweig sind. Sie erhalten dann heutzutage als Dankeschön ein Paar Münzen, früher dagegen bekamen sie Nüsse, Brot usw. Wahrscheinlich wurde dieser Brauch unter dem Einfluss des Christentums auf den Tag der unschuldigen Kinder verlegt, einem ...

Am Vorabend des Dreikönigsfests schallt der dumpfe Klang von Kuhglocken durch die Straßen der Ortschaften um die „Pechtra Baba“, die weibliche Entsprechung des Krampus, zu vertreiben. Diese wurde früher als bösartiges Geistwesen gefürchtet, das die gesamte landwirtschaftliche Produktion negativ beeinflussen konnte. Die Kinder können aufgrund der Reinheit ihrer Seele der Negativität dieses unheilvollen Wesens entgegentreten und haben deshalb die Aufgabe es zu vertreiben. Der ohrenbetäubende Lärm aneinander geschlagener Pfannendeckel oder Kuhglocken dient als Jagdinstrument und so wird versucht die Pechtra aus dem Dorf hinauszutreiben. Dieses wilde höllenartige Wesen wird manchmal als abstraktes Geistwesen und manchmal als zerlumpte “Befana” (Hexe oder ...

Das Dreikönigsfest wird im Kanaltal mit einem spontanen Umzug der Kinder gefeiert. Diese heilige Wanderprozession verläuft durch alle Dorfstraßen, um symbolisch alle Familien miteinander zu verbinden und so das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. In jedem Haus singen die Kinder, überbringen die frohe Botschaft und erhalten dafür eine Spende. Einer alten Tradition zufolge schreibt eines der Kinder beim Verlassen des Hauses die ersten beiden Ziffern des Jahres, die von Kreuzen getrennten Buchstaben KMB oder GMB und die letzten beiden Ziffern des Jahres (20 K+M+B 15) auf den Türpfosten. Dies ist ein kraftvolles Zeichen, das die Macht hat jede Form von Negativität aus ...

Nachdem der Winter vorbei ist, steigt die Spannung in der Gemeinschaft und in der Natur langsam an und bevor die Natur und das Lebens wieder Erwachen wird im Chaos und im Umbruch der Regeln der Karneval gefeiert. Der älteste und symbolträchtigste Karneval des Tals ist der Püst im Resiatal. Die Protagonisten dieses Karnevals sind die weiß gekleideten und mit bunten Bändern oder am Kleid befestigten Taschentüchern geschmückten Lipe bile maškire mit prachtvollen Hüten aus Krepppapierblumen mit den Farben des Frühlings. Sie tanzen und schütteln dabei kleine Glöckchen, deren Klang die Fruchtbarkeit der Erde aufwecken soll. In krassem Gegensatz dazu stehen ...

Ein anderer traditioneller Karneval ist das so genannte Blochziehen (festa del tae) in Pontafel (heute die ital. Gemeinde Pontebba). Der Bloch, (ital. Tae), ist ein von Zweigen gesäuberter Baumstamm, der in einer Prozession durch die Häuser der Ortschaft getragen wird, während die Kinder und Jugendlichen vom Hausherrn zu einem kleinen Imbiss oder einem geselligen Toast eingeladen werden. Die während der Questua, der Almosensammlung, erhaltenen Spenden werden für die Organisation eines Abendessens verwendet zu dem alle Einwohner von Pontafel eingeladen werden. Foto: Lara Magri (Archivio Palazzo Veneziano).

Der Maibaum ist ein aus dem Wald stammender Tannenbaum. Dieser wird ins Dorf gebracht; dann werden die Zweige und ein Großteil der Rinde entfernt, er wird geschmückt und im Zentrum des Dorfes aufgestellt. Die volljährig gewordenen jungen Erwachsenen geben mit dem Aufstellen des Baums symbolisch ihren Eintritt in die Gemeinschaft der Erwachsenen kund … und die Gemeinschaft, erneuert sich durch neue junge Kräfte … aber der Maibaum steht auch symbolisch für die Kraft der explodierenden Natur, die neue Früchte trägt. Dieses als Maja bekannte Ritual wird in Malborghetto, Camporosso und Coccau ausgeführt und ist ein Gemeinschaftsfest. Der Baumstamm wird, bevor ...

Im Kanaltal beginnt das Osterfest am Palmsonntag, dem Tag der Segnung des Palmbusches/Prajtl, einem “Palmstrauß”, der durch die Segnung Schutzkräfte für Menschen, Dinge und Vieh entfaltet. Deshalb wird er dann auch zwischen die Deckenbalken gehängt, um vor Bränden zu schützen oder für eine reiche Ernte aufs Feld gepflanzt oder zerbröselt und ins Viehfutter gemischt, um die Gesundheit der Tiere zu schützen. Den Zeitraum zwischen dem Gottesdienst am Donnerstag und dem Gottesdienst am Karsamstag kennzeichnen die dumpfen und krächzenden Laute der Ratschen der Dorfkinder. Früher sagte man, dass die Kirchglocken in diesen Tagen “nach Rom flogen” und durch die Ratschen ersetzt ...